Es tut gut, das zu lesen. Der Mann, mit dem ich mich treffe, ist bloß ein Symptom. Er kommt jedes Jahr im Frühling, er ist ein Buchmessenmann, und mich beruhigt der Gedanke, dass meine Sehnsucht nach ihm rein enzymatisch ist. Eine Störung im System, ein Missverhältnis von Neurotransmittern.
Ich soll auf meine Bedürfnisse achten, sagt mein Therapeut. Nicht nur in Routinen verharren. Aber dann sitze ich doch wieder am Schreibtisch, sehe mir Katzenvideos an und gucke in mein E-Mailpostfach.
Das Telefon klingelt, und meine Mutter ist dran. Sie haben einen neuen Trockner gekauft. Der letzte hat zweiundzwanzig Jahre gehalten. Es könne sein, sagt sie, dass dieser Trockner sie überlebt. Ich rechne nach, und vielleicht hat sie recht: Sie könnten vor einem Trockner sterben. Ich bin wütend: Wieso kauft ihr nichts Billiges? Ich will diesen Trockner nicht erben.
In der Zeitung steht, dass man – statistisch betrachtet – mit siebenunddreißig am glücklichsten ist. Ich bin kurz davor, der glücklichste Mensch meines Lebens zu werden.
Mein Therapeut glaubt ohnehin, dass meine Krankheit nur ein Platzhalter ist. [...] Er warnt mich vor zu viel Gemütlichkeit: Ihre Krankheit sitzt viel zu bequem!
Es geht mir gut, behaupte ich. Andere bringen sich um, ich tue das nicht – auch wenn das nur die Hälfte der Wahrheit ist. Mit der anderen Hälfte warte ich darauf, dass mich ein Auto erwischt.